• Film, Medienkunst
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«a so-called archive». Onyeka Igwe

Anstatt konkrete Archivinhalte zu zeigen, nutzt Onyeka Igwe die Genres des Radiobeitrags, der Unternehmensvideo-Tour und des Detektivfilms um an zwei unterschiedlichen Orten zum Verschwinden gebrachte Geschichte(n) erfahrbar zu machen: In Lagos war der Sitz der «Nigerian Film Unit» ein wichtiger Aussenposten der britischen Propagandamaschinerie namens «Colonial Film Unit» (1932–1955). Heute steht das Gebäude leer und die darin aufbewahrten Propagandafilme rotten vor sich hin. Das «British Empire and Commonwealth Museum» in Bristol beherbergte von 2002–2009 Sammlungen von Fotografien, Filmen, Tonaufnahmen und Objekten aus dem ehemaligen britischen Weltreich. Inzwischen ist das berühmte Gebäude von Schande umhüllt, nachdem der mutmasslich illegale Verkauf mehrerer Sammlungsgegenstände zur Schliessung des Museums führte. 

Beide sich im Zerfall befindenden Gebäude verweisen auf den Umgang mit Kolonialgeschichte, die eben nur scheinbar vergangenen Zeiten angehört. Es ist nicht möglich, diese Geschichte abschliessend zu archivieren und an neutrale Orte zu verbannen, denn ihre Auswirkungen und ihre Bilder beeinflussen die Weltordnung bis zum heutigen Tag.

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Instead of showing concrete archive contents, Onyeka Igwe utilizes the genres of radio documentary, corporate video tour, and Film Noir to make the histories that disappeared in two different locations experiential: In Lagos, the headquarters of the "Nigerian Film Unit" served as a significant outpost of the British propaganda machinery called the "Colonial Film Unit" (1932–1955). Today, the building stands empty, and the preserved propaganda films inside deteriorate. From 2002 to 2009 the "British Empire and Commonwealth Museum" in Bristol housed collections of photographs, films, audio recordings, and objects from the former British Empire. However, the famous building now shrouds in disgrace after the allegedly illegal sale of several collection items led to the museum's closure. 

Both decaying buildings reflect the handling of colonial history, which only seems to belong to the past. It is not possible to conclusively archive this history and banish it to seemingly neutral places because its effects and images continue to influence the world order to this day.

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Onyeka Igwe ist eine britische Künstlerin und Forscherin, die sich auf bewegte Bilder spezialisiert hat und in London ansässig ist. Ihre Arbeit dreht sich um eine grundlegende Frage: Wie leben wir zusammen? Statt eine definitive Antwort zu liefern, ist es ihr Ziel, die komplexen Wechselwirkungen der Gegenseitigkeit in einer Welt zu erkunden, die den Individualismus betont. Zentral für Igwes künstlerische Praxis ist die Erforschung sensorischer, räumlicher und gegenhegemonialer Formen des Wissens. Häufig arbeitet sie mit Archiven und taucht in die Bereiche des Körpers sowie mündlicher und schriftlicher Erzählungen ein, um sie als Instrumente für Untersuchungen zu nutzen und vernachlässigte Geschichten und marginalisierte Erzählungen ans Licht zu bringen. Im Jahr 2018 schloss sich Igwe dem Black Obsidian Sound System (B.O.S.S.) an, das 2021 eine Nominierung für den Turner-Preis erhielt.

Onyeka Igwe is a British artist and researcher specialising in moving image based in London. Her work revolves around a fundamental question: how do we live together? Rather than providing a definitive answer, her aim is to explore the intricate complexities of mutuality in a world that emphasises individualism. Central to Igwe's artistic practice is an exploration of sensorial, spatial, and counter-hegemonic forms of knowledge. Often working with archives, Onyeka delves into the realms of the body, archives, and both oral and written narratives as vehicles for inquiry, enabling the revelation of neglected histories and marginalised stories. In 2018, Onyeka Igwe joined Black Obsidian Sound System (B.O.S.S.). This QTIBIPOC sound system notably received a nomination for the Turner Prize in 2021.

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Onyeka Igwe’s "a so-called archive" is a co-commission by KW Institute of Contemporary Art, Berlin, and Mercer Union, Toronto; with support from Julia Stoschek Collection and Outset Germany_Switzerland.

  • Freitag, 25. August
  • Samstag, 26. August
  • Sonntag, 27. August
  • Sprachunabhängig
  • English
  • Rollstuhlgängig

Die Projektion ist während den Spielzeiten im kHaus-Forum zu sehen.

Eine Person hält eine Malerei auf Papier in Postkartengrösse in der Luft. Die Malerei zeigt einen Raum mit einem langen braunen Tisch, grünem Teppich und roten Vorhängen an der Fensterwand.
Onyeka Igwe, «a so-called archive», 2020, video still. Courtesy of the artist and Arcadia Missa, London.

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Tram 8, Haltestelle: Kaserne

Ein Haus voller Möglichkeiten – bei uns finden kulturell und gesellschaftlich engagierte Organisationen, Kultur- & Kreativschaffende mit der Bevölkerung einen verbindenden Ort.

Vom 25.–27. August steht das kHaus ganz im Zeichen der Kunsttage Basel.

Weitere Veranstaltungen: kHaus

Ausstellung: kHaus