24. September 2025

«Wish you were here»: Die Kunstkredit-Ausstellung 2025 in der Kunsthalle Basel

Porträt Martina Venanzoni: Foto Arthur Gamsa

«Wish you were here» heisst es ab kommendem Sonntag in der Kunsthalle Basel. Die Ausstellung mit Werken von acht durch den Kunstkredit Basel-Stadt geförderten Künstler:innen ist nur zwei Wochen zu sehen; deswegen am besten direkt an der Vernissage vorbeigehen und keine Performance verpassen! Was es mit dem Titel genau auf sich hat, teilte Kuratorin Martina Venanzoni bereits vorab mit uns.

Was ist neu am diesjährigen Konzept und was war für Dich der spannendste Aspekt bei der Vorbereitung dieser Ausstellung?

MV: «Die Kunstkredit-Ausstellung folgt schon länger dem gleichen Prinzip: die meist etwa acht Künstler:innen, welche im Vorjahr vom Kunstkredit Basel-Stadt mit einem Werkbeitrag ausgezeichnet wurden, erhalten die Gelegenheit, ihre Arbeit in einer Gruppenausstellung in der Kunsthalle Basel zu präsentieren. Für mich als Kuratorin ist es spannend zu sehen, was die Jury dieses Jahr für Positionen ausgewählt hat, was sie als besonders relevant, zeitgenössisch und auszeichnungswürdig empfunden haben. Und dann natürlich, mit den Künstler:innen in Austausch zu treten, ihr Werk kennenzulernen und die Ausstellung vorzubereiten.»

Welche thematischen oder ästhetischen Verbindungen siehst Du zwischen den präsentierten Positionen?

MV: «Viele der Arbeiten rücken zwischenmenschliche Beziehungen in den Fokus, beschwören Kollaboration, Interaktion und Solidarität, nicht nur innerhalb unserer Gesellschaft, sondern auch zwischen Mensch, Natur und Technologie. Oder sie hinterfragen den Kanon oder die Geschichte und ergänzen diese mit alternativen und inklusiveren Erzählungen. Deshalb auch der Titel der Ausstellung, der dieses Bestreben nach Verbindung aufgreift: Wish You Were Here.»

Susi Hinz, Limb Vault, 2025, Porzellan, Harz, Hartschaum, Metall
Parvez, Q Bar – Slow Food (for thought), seit 2019, Performance

Unter den Kunstschaffenden verfolgen einige eine Performance-Praxis. Wie werden sich diese in der Ausstellung niederschlagen?

MV: «Von den acht Künstler:innen arbeiten drei vorwiegend performativ. Dazu gehören Sultan Çoban, Parvez und Sarina Scheidegger. Entsprechend gibt es an der Vernissage ein volles Programm, alle dreiviertel Stunde wird eine Performance stattfinden. Alle drei zeigen aber auch eine Installation im Ausstellungsraum. Und auch während den regulären Öffnungszeiten finden regelmässig Performances und auch Talks statt, die genauen Zeiten dazu finden sich auf der Website oder dem Flyer.»


Die Kunsthalle Basel ist ein Ort mit internationaler Strahlkraft; lokale Kunstschaffende sind dort selten präsentiert. Welche Bedeutung hat die Kunsthalle Basel als Ausstellungsort für die Kunstkredit-Ausstellung?

MV: «Die Kunsthalle Basel als Ausstellungsort ist sehr wichtig für die Kunstkredit-Ausstellung. Das Renommee der Institution strahlt definitiv auf die Ausstellung ab. Und für die Künstler:innen ist es von grossem Wert, die Institution als Ausstellungsort in ihrem Portfolio listen zu können. Ausserdem garantiert die Institution natürlich Sichtbarkeit. Es ist für die Künstler:innen einen Chance, das eigene Werk zu präsentieren, der Öffentlichkeit, aber auch dem Fachpublikum, für das die Ausstellung ein Pflichttermin in der Agenda ist.»

Verena Thürkauf, Echoräume, 2025, Bleistift auf Papier, Holzkonstruktion, Metallständer
Vital Z’Brun, Le coté salade de la Lune, 2024

Der Kunstkredit Basel-Stadt hat eine lange Tradition in der Förderung von Künstlerinnen und Künstlern. Wie sehen Sie die Rolle dieser Institution im heutigen Kunstbetrieb?

MV: «Wie alle kantonalen und städtischen Kulturförderungen nimmt auch der Kunstkredit Basel-Stadt eine unverzichtbare Rolle in der Unterstützung von Künstler:innen ein. Mit dem Werkbeitrag können sich die Preisträger:innen für einige Monate den Lebensunterhalt finanzieren und sich ganz ihrer Kunst widmen. Oder sie setzen das Geld ein für die Produktion eines aufwendigen Werks. Der Entscheid, welche Künstler:innen ausgezeichnet werden, ist immer subjektiv und anfechtbar, es gibt keine objektiven Kriterien für die Qualität von Kunst. Wichtig finde ich deshalb, dass die Jury unterschiedliche Erfahrungen mitbringt, ein Bewusstsein für Diversität hat und auch regelmässig neu besetzt wird.»

September 2025

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«Wish You Were Here», Kunsthalle Basel, 28. September bis 12. Oktober 2025. Mit: Isadora Vogt, Lionne Saluz, Parvez, Sarina Scheidegger, Sultan Çoban, Susi Hinz, Verena Thürkauf, Vital Z’Brun. Vernissage: Sonntag, 28. September, 14h

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Martina Venanzoni studierte Kunstgeschichte und Musikwissenschaften an den Universitäten Basel, Zürich und Buenos Aires. Sie ist derzeit Kuratorin der Kunsthalle Arbon und arbeitet als freie Autorin, unter anderem für das Kunstbulletin und St. Galler Tagblatt. Sie lebt und arbeitet in Basel.

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