Tourvorschlag von Leonhard Burckhardt

Wir haben verschiedene Persönlichkeiten der Region gefragt, welche Orte sie an den Kunsttagen besuchen werden. Der vierte Tourvorschlag kommt von Leonhard Burckhardt
Präsident Freunde des Kunstmuseums.
So viel Neues, Gutes, Gewagtes, Gewohntes und Ungewohntes in einer Stadt (und ihrer Umgebung) an einem Wochenende!
Wo starten mit der kunsttäglichen Kunstreise? Das Bewährte, in meinem Fall das Kunstmuseum Basel, kann nicht falsch sein, zumal das Haus durchaus mit Hintersinnigem lockt: In der Ausstellung «Verso» werden Rückseiten von mehr oder weniger bekannten Werken aus der Sammlung gezeigt; sie erzählen ungewöhnliche Geschichten oft in Kontrast, manchmal in Ergänzung zur oder als Erweiterung der Vorderseite, bisweilen auch als deren abgelegter Entwurf. Der «Rückblick» erlaubt Einblicke in den oft schwierigen Gestaltungsprozess eines Kunstwerks, die Umwege, die begangen wurden, bis die Schauseite als präsentabel bewertet wurde. Wem das zu hintergründig scheint, möge sich der Neuhängung der grossartigen Sammlung im Hauptbau widmen: Sehgewohnheiten werden justiert, Zusammenhänge frisch bewertet, Konstellationen neu geschaffen.
Ist das zu ernst? Dann bitte um die Ecke ins Cartoonmuseum Basel, wo die Werke der mir noch unbekannten amerikanischen Cartoonistin Alison Bechdel aufheitern mögen.
Das Fahrrad (was sonst?) trägt mich danach ins Kleinbasel, wo DOCK eine vielversprechende Ausstellung des jungen, mehrfach preisgekrönten Basel-Ukrainers Oleksandr Holiuk auf die Beine gestellt hat.
Wer sich zuvor (oder danach) die tolle Schau von Julian Charrière im Museum Tinguely reingezogen hat, wird schliesslich zufrieden erschöpft irgendwo am Rheinufer ausspannen, die Beine strecken und sich die schönste Stadtansicht am Flusslauf des Rheins gönnen können – oder aber über die Mittlere Brücke zurückfahren zur (un)baslerisch extravaganten und hochbegabten Irène Zurkinden, der sich die Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G in einer einmaligen, umfänglichen Retrospektive annimmt. Das lebensfrohe, zugleich aber auch ironisch hinterlegte Werk wieder zu entdecken, macht Freude. Gerade Zurkindens feine Zeichnungen wirken sehr eigenständig.
Den Schlusspunkt könnte, wenn man noch Pfuus beziehungsweise die Beine hat, ein Besuch in Stampas schönen Altstadträumen bilden, wo sich Zilla Leutenegger künstlerisch mit dem Thema Buch auseinandersetzt: Für mich als eifriger Leser fast ein Muss!
Dann aber hoffentlich vielfältig angeregt und bereichert ab zur nächsten Bar …